Geschichts- und Heimatverein Wehrheim e.V.

Vom Torwärterhaus zum Museum

Bild Im Dezember 1978 beantragte unser Verein, das seit Jahren leer stehende Haus am Stadttor zu erwerben. Das Haus stammt aus dem Jahr 1778 und war auf der alten Stadtmauer errichtet worden. Der Bahnarbeiter Wilhelm Velte kaufte es 1892 von der Gemeinde und so lebten um die Jahrhundertwende zeitweilig 8 - 10 Personen in diesem kleinen Anwesen. Zuletzt wurde es bewohnt von der Familie des Schneidermeisters Franz Lehmler.




Der Antrag wurde genehmigt und 1980 konnte die Gemeinde das Haus - mit einer Grundfläche von 65 qm Paterre und 50 qm im ersten Stock - von der Familie Lehmler für 32.000 DM kaufen.

Unter fachkundiger Anleitung und mit erheblichem (finanziellem, sowie körperlichem) Aufwand, machte man sich an die Entkernung und den Aufbau des späteren Museums. Schließlich war es dann soweit. Am 28.05.1983 um 10 Uhr wurde das neue Stadttormuseum, im Zuge der 3. Wehrheimer Woche, eingeweiht.

In den nachfolgenden Jahren wurde das Museum mit einer "Grundausstattung" versehen. Lange Jahre beherbergte das Museum eine bei Ausgrabungen gefundenen Graburne, die jedoch im Jahre 2020 einen Platz im neuen Rathaus bekommen hat.

Eine Vielzahl interessanter Ausstellungen mit unterschiedlicher Thematik fand - und findet Jahr für Jahr statt.

Wir freuen uns auch in Zukunft auf eine rege Besucherschar.

Fragen zum Museum bitte an Astrid Hauser (Tel. 06081 56924) oder Markus Schlau (Tel. 06081 56810).


Ausstellungen

In unserem Museum gibt es keine durchgängige Ausstellung und keine festen Öffnungszeiten. Es gibt von Zeit zu Zeit eine Ausstellung zu einem bestimmten Thema. Dies wird dann in der Presse und auch hier bekannt gegeben. Die Öffnungstage und Öffnungszeiten werden dann auch veröffentlicht.

In der Vergangenheit konnten wir schon einige Ausstellungen bzw. Aktionen anbieten:

"Photoatelier Wirena", "Über Wehrheim hin", eine Bilderausstellung mit Kulturprogramm, "Vom Zauber der Dampfeisenbahn", "Geschenke im Wandel der Zeit", sowie eine "Otto-Usinger-Präsentation". Weiterhin die Ausstellungen "Uhren mit Klappzahlen", "Fotoapparate", "Gugelhupf", zum Thema "Holz" usw.

Wer zu Hause über ein interessantes "Privatmuseum" verfügt, kann es gerne in unseren kleinen aber feinen Räumlichkeiten präsentieren.

Unser langjähriges Dauerexponat, die Graburne aus der Urnenfelder-Zeit vor ca. 3000 Jahren,welche man 1995/96 bei Ausgrabungen in der Danziger Straße in Wehrheim fand und mit Hilfe von Spenden restaurierte, ist umgezogen und befindet sich seit 2020 im neuen Rathaus in der Wehrheimer Mitte.

Die letzten Bewohner des Stadttorhauses

Bild Im Jahre 1892 kaufte der Bahnarbeiter Wilhelm Velte und seine Frau Sophie geb. Willman von der Gemeinde das Torhaus am Stadttor. Nach dem Kauf baute der neue Besitzer ein kleines Stück an, und zwar zwischen seinem Haus und der Scheune des Nachbarn Anthes. Es entstand so oben eine zusätzliche Kammer und unten ein Holzschuppen. Im Laufe der nächsten 15 Jahre wurden den Eheleuten Velte 8 Kinder geboren: Heinrich, Theodor, Luise, Adolf, Fritz, Christian, .... und Lina.

So lebten in diesem Häuschen um 1900 zwischen 8 und 10 Personen in 2 Zimmern und einer Küche. Allerdings muss man sagen, dass die ältesten Geschwister schon aus dem Haus waren, als die jüngsten ihre ersten Gehversuche unternahmen. Trotzdem mussten in der einen Kammer 4 Kinder schlafen, in der anderen die Eltern mit den beiden jüngsten. Adolf Velte, der in den 1980ern verstarb, erzählte oft, dass er sogar zeitweise in dem schmalen, niedrigen Gang über dem Stadttor schlafen musste.

Im unteren Bereich des Hauses befand sich der Stall, in dem meistens 3-4 Ziegen standen, die die Familie mit Milch versorgten. Daneben war das "Plumpsklo", die Jauchegrube und ein Holz- bzw. Kohlenschuppen. Da das Anwesen über keinerlei zusätzlichen Raum verfügte, war das Heu für die Ziegen beim "Urlis" (Usinger) in der Nachbarschaft, wo die Familie ein Stück Land gemietet hatte, untergebracht und musste zu jeder Fütterung herbei geschafft werden.

Wilhelm Velte war Streckenarbeiter bei der Bahn und verdiente sich ein Zubrot als Hausmetzger. Fleisch gab es bei der 10-köpfigen Familie nicht viel und so freute man sich über den ein oder anderen toten Hasen, den der Vater bei Streckenarbeiten fand. Die ganze Familie musste mit anpacken, wenn es galt Heu zu machen und die Jauchegrube zu leeren (dafür wurden 3 Kinder abkommandiert). Für ein Schmierkäsebrot halfen sie dem Bauern auf dem Feld oder beim Nachbarn Flörsheimer im Stall und in der Scheune - für 2 DM pro Tag.

Nach und nach gingen die Kinder aus dem Haus und heirateten. 1951 starb Sophie Velte im Alter von 80 Jahren. Danach zog Tochter Luise Lehmler mit ihrer Familie in das Haus ein und pflegt den Vater, bis er 1947 im Alter von 87 Jahren starb.

Franz Lehmler war Schneider und richtete sich in dem Haus eine kleine Schneiderwerkstatt ein. Nach seinem Tod lebte seine Frau Luise noch bis 1980 im Stadttorhaus.